Show

Das Ausstellen von Hunden hat eine Jahrhunderte alte Tradition. Bereits 1859 fand in Newcastle upon Tyne in Großbrittanien die erste Rassehundeausstellung statt. Damals wie heute bietet eine Ausstellung die Möglichkeit seinen Hund beurteilen zu lassen und im gegenwärtigen Zuchtniveau einzuschätzen. So lernt man im Laufe einer Ausstellungskarriere viele kleine Vorzüge und Nachteile des eigenen Hundes kennen, die man ohne Hilfe der Richter als Laie vielleicht nur schwer erkannt hätte. Im Laufe der Zeit lernt man hier jedoch auch selbst dazu und sieht das Exterieur eines Hundes mit ganz anderen Augen. Außerdem bietet eine Ausstellung immer wieder nette Gelegenheiten um andere Toller und Tollerbesitzer kennen zu lernen oder wieder zu treffen.

Wie mache ich mit?

Hat man sich also entschlossen an einer Ausstellung teilzunehmen, sollte man sich den Showkalender des DRC zu Gemüte führen und überlegen welche Ausstellung denn für einen passen könnte. Voraussetzung zur Meldung ist nur die Ahnentafel eines FCI-anerkannten Zuchtvereins. Man selbst muss nicht Mitglied in einem Verein werden oder selbst Züchter sein (Ausnahme ist die alljährliche Clubschau des DRC in Kassel, hier können nur Mitglieder teilnehmen). Für Ausstellungsneulinge empfehlen sich zunächst die kleineren und überschaubareren Spezialrassehundeausstellungen des DRC. Diese finden meist Open-Air statt, was ich immer als deutlich entspannter empfinde als die großen vollen Ausstellungshallen. Hat man bereits ein bisschen Ausstellungsluft geschnuppert, kann man sich auch mal an die nationalen und internationalen Ausstellungen des VDH wagen.
Die Meldung erfolgt in der Regel online über die Homepage des ausrichtenden Vereins (DRC bzw. VDH), anschließend sollte man gleich die Meldegebühr (liegt zwischen 35 und 45 Euro) bezahlen, denn erst nach Eingang der Überweisung ist die Meldung gültig.

Was muss ich alles vorbereiten?

Mit dem Ringtraining seines Hundes sollte man möglichst frühzeitig anfangen. Der Hund sollte ein paar Minuten lang ruhig stehen können, sich betasten und die Zähne überprüfen lassen sowie schwungvoll und frei an der Ausstellungsleine laufen. Viele Hunde schauen beim Laufen zum Hundeführer hoch, dies ist jedoch ungünstig, da man bei einem derart "verdrehten" Körper das Gangbild nicht wirklich beurteilen kann.
Im Vorfeld der Ausstellung sollte man sich schonmal ein paar Gedanken um die eigene Kleidung machen. Die Schuhe sollten flach und geschlossenen sein, so dass man in flottem Vorführtempo ein paar Runden auf dem Rasen drehen kann, ohne Knöchel, Hundepfoten und Lachmuskulatur der Zuschauer in Gefahr zu bringen. Die Farbe der Hose sollte einen guten Kontrast mit der Fellfarbe des Hundes bilden, ansonsten ist dieser teilweise nur schwer von den dahinterstehenden Hosenbeinen abzugrenzen. Generell gilt nicht zu schlampig (also nach Möglichkeit nicht im Jogginganzug) und nicht zu freizügig (beim Bücken, Knien und Laufen können da leicht allzu unerwartete Einblicke entstehen). Auf Nationalen und Internationalen Ausstellungen ist man bei einigen Rassen auch mit Anzug oder Kostüm nicht overdressed, beim Toller ist dies dagegen eher nicht üblich. Auf Spezialrassehundeausstellungen geht es meist etwas legerer zu. Mit schwarzer Hose und farbiger Bluse kam ich mir eigentlich noch nie fehl am Platze vor.
Hat man die Probleme um das eigene Outfit gelöst, sollte man sich auch ein paar Gedanken zu seinem Toller machen. Der trägt ja zum Glück, was er immer an hat, Ohren und Pfoten sollten jedoch getrimmt werden und das Fell regelmäßig gebürstet sein. Beim Baden streiten sich die Geister, ich bade Laurin vor einer Ausstellung in der Regel nicht. Der Hund sollte jedoch am Ausstellungstag nicht stinken, nicht verdreckt und frei von Parasiten sein. Beim Trimmen empfiehlt es sich, schon ein paar Tage vor der Ausstellung zur Schere zu greifen, damit die Haare nicht ganz so frisch abgeschnitten wirken.

Was muss alles mit?

Am Abend vor der Ausstellung wird dann das Auto gepackt. Mit dabei sein sollten unbedingt die Ahnentafel, der Impfpass (mit gültiger Tollwutimpfung) und der Versicherungsnachweis des Hundes. Außerdem ausreichend Sitzgelegenheiten, ein Hundebett, eine Hundebox, ein Wassernapf, ein paar Pflegeutensilien (Bürste, Kamm), die Ausstellungsleine, eine Befestigung für die Startnummer und bei Open-Air-Veranstaltungen sinnvollerweise ein Pavillon-Zelt. Dazu ein bisschen Nervennahrung für den Hundeführer und ein paar Leckerchen für den Hund. Bei Veranstaltungen im Freien verzichte ich auch mal auf die Hundebox, in der Halle finde ich sie aber sehr wichtig, damit der Hund die Möglichkeit hat, sich vor den vielen Hunden und Besuchern auch mal zurück zu ziehen. Laurin liegt meist bis Mittags vor seiner Box und beobachtet das Treiben in der Halle. Hier lässt er sich auch gerne mal von Besuchern streicheln und knuddeln. Am Nachmittag krabbelt er dann irgendwann in seine Box, dreht den Rücken zum Ausgang, die Nase in die Ecke und schläft ziemlich tief. Hier achte ich dann sehr darauf, dass niemand an die Box geht und ihn stört.

Wie geht's weiter auf dem Ausstellungsplatz?

So bepackt kann es dann am nächsten Morgen losgehen, wobei man ausreichend Zeit einplanen sollte das Ausstellungsgelände und später den richtigen Ring zu finden. Auch das Aufbauen des Pavillons dauert ein paar Minuten und nichts ist schlimmer als einen Show-Tag schon in Hektik zu beginnen. Am Ring angekommen erhält man zunächst gegen Vorlage von Ahnentafel und Impfpass seine Startnummer und den Ausstellungskatalog. Damit sucht man sich ein nettes Plätzchen (meist gibt es schon irgendwo eine "Toller-Ecke" in der man herzlich willkommen ist) und kann im Katalog nachlesen, wann man in etwa dran sein wird. Dann kann man es sich erstmal gemütlich machen und mal schauen wer sonst noch da ist. Kurz bevor man in den Ring kommt, sollte man seinem Hund nochmal die Gelegenheit geben sich zu lösen, das Fell noch einmal überbürsten und eventuell noch einmal über Augen und Fang wischen. Alle Pflegemaßnahmen die über ein Bürsten und Kämmen hinausgehen sind nicht zulässig und beim Toller zum Glück weder üblich noch notwendig.

Was passiert im Ring?

Im Ring stellen sich alle Hunde geordnet nach ihrer Startnummer hintereinander auf. Der Richter geht meist erstmal an allen Hunden entlang und verschafft sich einen ersten Überblick über die startenden Hunde. Dann läuft man in der Regel zunächst als Gruppe um den Ring. Hier sollte man darauf achten, dass man auf den Vordermann nicht zu dicht aufläuft und diesen dadurch stört. Anschließend stellt man sich wieder hintereinander auf und jeder Hund wird einzeln beurteilt. Zunächst betrachtet der Richter meist das Gebiss und tastet den Hund ab. Anschließend läuft man nach Anweisung des Richters einzeln. Zuletzt stellt man seinen Hund vor den Richtertisch und der Richter diktiert seinen abschließenden Bericht. Anschließend stellt man sich wieder hinten an und der nächste Hund geht zum Richter. Zum Abschluss lässt der Richter häufig nochmal die ganze Gruppe laufen und sortiert die Hunde anschließend in der Reihenfolge in der er sie platziert hat. Manchmal sagt der Richter den Hundeführern noch ein paar Worte zu den einzelnen Hunden. Dann geht man gemeinsam aus dem Ring und gratuliert dem Erstplatzierten.

Wann muss man den eigentlich in den Ring?

Gerichtet wird jede Rasse getrennt nach Rüden und Hündinnen in den Klassen Veteranenklasse - Ehrenklasse - Jüngstenklasse - Jugendklasse - Zwischenklasse - Championklasse - Gebrauchshundeklasse - Offene Klasse. Alle Hunde (mit Ausnahme der Jüngsten- und Ehrenklasse) erhalten eine Formwertnote (v = vorzüglich, sg = sehr gut, g = gut, ggd = genügend und disq = disqualifiziert.) Die ersten 4 Hunde werden zusätzlich noch von 1-4 platziert. Bis hierhin ist es noch einfach, denn im Katalog steht welche Hunde vor einem kommen und in welcher Klasse man startet. Sind alle Klassen eines Geschlechts gerichtet, heißt es aufpassen, soweit man ein v1 mit Anwartschaft erhalten hat. Auf Spezialrassehundeausstellungen kommen jetzt alle diese Hunde (v1 mit Anwartschaft) wieder in den Ring und aus diesen Hunden wird der beste Rüde ermittelt. Im Anschluss werden die Hündinnen gerichtet und zu guter Letzt steht die beste Hündin mit dem besten Rüden im Ring und konkurriert um den Titel BOB (best of breed), also der beste Toller des Tages. Der jeweils andere Hund erhält den Titel BOS (best opposite sex), also der beste Hund des jeweils anderen Geschlechts. Der BOB darf dann am Ende des Tages mit den BOB-Hunden der jeweils anderen Retrieverrassen in den Ring und hat die Chance BIS (best in show), also der insgesamt beste Hund der Ausstellung zu werden.
Auf den Internationalen Ausstellungen gibt es dagegen eine etwas andere Reihenfolge. Auch hier wird erst in den einzelnen Gruppen gerichtet. Im Anschluss kommen die v1-Hunde der Zwischen-, Champion-, Gebrauchshunde- und offenen Klasse wieder in den Ring und laufen um das CACIB. Nach Vergabe des CACIBs kann an einen der übrigen Hunde das Reserve-CACIB vergeben werden. Hier heißt es aufpassen, falls man in der entsprechenden Gruppe nach dem CACIB-Hund zweitplaziert war. Für die Vergabe des Reserve-CACIBS muss man dann nochmal in den Ring. Also auch als Zweitplatzierter nicht gleich weglaufen. Im Anschluss werden entsprechend die Hündinnen gerichtet und zu guter letzt stehen folgende Hunde zur Vergabe des BOB im Ring: CACIB Rüde und Hündin, v1 der Jugendklasse Rüde und Hündin, v1 der Veteranenklasse Rüde und Hündin und der jeweils erstplatzierte Hund der Ehrenklasse Rüde und Hündin. Im Idealfall wären das also 8 Hunde, die um den Titel BOB konkurrieren, zumindest bei den Tollern sind jedoch nie alle Klassen besetzt, so dass deutlich weniger Hunde im Ring stehen. Ein BOS wird auf internationalen Ausstellungen nicht vergeben. Hat man es zum BOB geschafft geht es zum Ende des Tages in den großen Ehrenring und alle Hunde einer FCI-Gruppe (bei den Tollern also FCI-Gruppe 8) stehen zusammen im Ring bis der BIG (best in group) gewählt ist. Dieser tritt dann gegen die BIG's der anderen FCI-Gruppen um den Titel BIS (best in show) an. Das klingt alles viel komplizierter als es in Wirklichkeit ist. Insgesamt empfiehlt es sich immer aufmerksam zu sein, ob der Ringhelfer die eigene Startnummer aufruft. Zu spätes im Ring Erscheinen macht gar keinen guten Eindruck. Hat man eine v1 oder v2-Bewertung erhalten sollte man sich in Ringnähe aufhalten bis der BOB gewählt ist. Auch bei einer schlechteren Bewertung gebietet es eigentlich die Höflichkeit, dass man nicht sofort vom Ring stürmt sondern sich die Bewertung der anderen Toller noch mit anschaut (viele sind es ja in der Regel sowieso nicht :-)

Was gehört sich und was gehört sich nicht?

Grundsätzlich sollte man sich auf Ausstellungen dem Richter und den anderen Ausstellern gegenüber freundlich und hilfsbereit verhalten. Dem Erstplatzierten sollte man gratulieren und Richterberichte oder andere Hunde nicht lauthals kommentieren. Jeder Richter setzt andere Schwerpunkte so dass ein Hund nicht immer gleich Abschneiden muss. Und vielleicht steckt ja auch ein Fünkchen Wahrheit im Bericht und auch der eigene Hund hat doch so seine Fehlerchen. Deswegen bleibt er für einen ja trotzdem der beste Hund der Welt.


Nach Ende des Richtens kann man dann noch in Ruhe mit den Hunden laufen, Essen und Shoppen gehen bis man seine Papiere erhalten hat. Und dann geht es spät am Nachmittag wieder auf den Weg nach Hause, nach einem langen, aber hoffentlich schönen Ausstellungstag.